Unfall und Krankheit, aber ich lebe noch :)

Vielleicht hätte ich im letzten Post nicht schreiben sollen, dass nichts passiert ist bei einer Boda-Fahrt. Jetzt hat es auch mich erwischt, allerdings nicht so spektakulär, wie man sich das jetzt vorstellen könnte. Klassischer Fall von einem nicht gemachten Schulterblick beim Rechts abbiegen (zur Erinnerung, hier ist Linksverkehr, also ist das genauso wie Links abbiegen bei uns). Aber ich hatte echt Glück, denn erstens konnte ich mich rechtzeitig -also bevor zwei Bodas und ein Fahrradfahrer (es ist überflüssig zu sagen, dass alle Fahrradfahrer hier kein Licht haben, was bei Dunkelheit echt aufregend ist, denn hier ist es wirklich dunkel) komplett ineinander gekracht sind-  vom Boda fallen lassen (ich hatte ja auch geguckt und konnte sehr genau abschätzen in wie viel Sekunden wir ineinander krachen werden); zweitens passierte der Unfall keine 50 Meter von unserem Haus entfernt, ich konnte also einfach nach Hause laufen. Natürlich nicht ohne vorher ein bisschen die Diskussionen zu verfolgen, wo ich allerdings kein einziges Wort verstanden habe. Nur als dann ein Mann, der Fahrradfahrer wie ich dann anhand des Wracks neben ihm messerscharf kombinierte, aus dem Graben hervorgekrochen kam, wurde mir klar, wie viel Glück ich gehabt hatte. 
Auch sonst waren leider die letzten Wochen davon geprägt, dass ich hauptsächlich im Bett lag. Ich glaube ich habe in einer Woche so viel geschlafen wie in der ganzen restlichen Zeit zusammen. Aber die fehlende Spannung in dieser Erzählung macht der Krankenhausbesuch immer wieder wett. Schon die Fahrt dorthin, wenn der Boda-Fahrer mal wieder meint, jede mögliche Abkürzung nehmen zu müssen, so dass der Weg nicht breiter als die Reifen des Bodas sind und man hinter jeder Kurve nur darauf wartet in Fußgänger zu krachen, weil keiner von uns hätte ausweichen können. Dort angekommen habe ich langsam aber sicher alle anderen Wartenden überholt, wieder so eine Sache mit dem weiß sein. Egal wie objektiv schlechter es den anderen geht (von den alltäglichen Malria-Fällen bis hin zum Zika-Virus), du bist weiß, also kommst du als erstes dran, bekommst einen extra Schlüssel für eine extra Toilette (allerdings immernoch ein Plumpsklo, aber die special edition mit Klopapier) und bekommst besonders oft die Spritze der Infusion nachgespritzt. Immerhin ist man so im Rekordtempo fertig, muss allerdings auch das vielfache des normalen Preises bezahlen. 
Aber bevor jetzt der Eindruck entsteht, dass ich die letzten drei Wochen damit zugebracht habe, mich von Bodas zu stürzen oder krank im Bett zu liegen, das trügt. Zum Beispiel habe ich einen Nachmittag damit zugebracht auf den Elternabend meiner Schule zu gehen. Nachdem ich das natürlich erst nicht kapiert hatte und mich gefragt hatte, wo die ganzen Lehrer abgeblieben sind und wieso die Schüler nur rumsitzen und nicht in den Klassenräumen waren. Aber es war sehr interessant und dank meiner privaten Übersetzerin, eine Lehrerin, konnte ich sogar nachvollziehen über was sie reden. Hauptsächlich ging es wohl darum, dass die Schulgebühren ordnungsgemäß bezahlt werden sollen, genauso wie die Schuluniformen gewissenhafter getragen werden sollen. Und dass sie bitte durch die Eltern bei zu großen Schäden ersetzt werden sollte (bei einigen Kindern ist das tatsächlich ein "Problem", aber im großen und ganzen tragen fast alle eine nicht sehr kaputte Uniform). Noch interessanter waren allerdings die Eltern, die da waren, denn die Lehrerin versorgte mich gleich mit einigen Hintergrundinformationen. So fiel zum Beispiel auf, dass überdurchschnittlich viele Großeltern anwesend waren. An meiner Schule seien besonders viele Waisenkinder, die dann bei ihren Verwandten, von Onkel bis Großeltern, leben. Besonders schön zu sehen war natürlich auch wieder, wie sich besonders die Frauen wieder in Schale geworfen hatten. Alle hatten wieder ihre afrikanischen Festtagskleider an, mit denen sie sich dann hinter die Schulbänke quetschten. Ein sehr süßes Bild.
Am gleichen Abend wurde ich von der Familie einer Schülerin, die bei uns um die Ecke wohnt, zum Essen eingeladen. Ich habe sehr, sehr lecker local food gegessen, was immer eine schöne Abwechslung zum Schulessen ist. Sogar eine Jackfruit wurde extra für mich angeschnitten. Die sind etwa so groß wie ein Laib Brot, schmecken aber süß. Und sind ein gutes Beispiel, wie man sich innerhalb von Sekunden einsauen kann, denn zwischen den Kernen, die man einzeln mit der Hand rauspult ist ein sehr klebriger Saft, so dass der Dreck noch besser haftet als sowieso schon. Aber das ist es wert. Und das beste ist, dass hier sehr viele Jackfruit-Bäume wachsen und es deswegen Jackfruits im Überfluss gibt. 
Das Highlight dieser Woche scheint sich dem in Europa lebenden Menschen vielleicht nicht so erschließen, aber unser Vermieter war da und hat unsere Steckdosen repariert. Denn wenn du sowohl in deinem als auch im Wohnzimmer dein Handy nicht laden kannst, hast du ein echtes Problem. Und bei meinen Mitbewohnern zu fragen ist auch sehr kritisch, denn wenn der Strom dann mal da ist -okay, er ist länger da als weg, aber mindestens ein Stromausfall über eine Stunde täglich ist im Moment schon drin - braucht man jede Mögliche Resource und alle technischen Geräte und Powerbanks (eine der praktischsten Erfindung für Afrika) müssen aufgeladen werden. Außerdem wurde unser Abfluss der Dusche gereinigt. Es ist sehr schön, wenn das Wasser der sich mitten im Raum befindlichen Dusche wieder abläuft, so dass man ohne Gummistiefel beziehungsweise sehr nassen Füßen aufs Klo gehen kann. Immerhin waren dann die Füße wenigstens für ein paar Sekunden sauber, aber dieses Projekt habe ich schon sehr lange aufgegeben. Aber es lässt sich auch ganz gut mit dem Gefühl, dass die Schuhe und Füße nie wieder richtig sauber werden ganz gut leben.

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