Jinja!

Ich habe es tatsächlich geschafft mir etwas in Jinja anzugucken. Ist ja nicht so, dass ich hier schon drei Monate hier bin. Ich kann es zwar immer noch nicht so ganz glauben, dass schon drei Monate vergangen sein sollen - aber das liegt zum Teil auch daran, dass sich hier das Wetter natürlich überhaupt nicht ändert. Also es ist immer noch genauso warm wie am ersten Tag und das entspricht etwa einem guten deutschen Sommertag und da ist es sehr schwierig in die Advendsstimmung reinzukommen.
Man mag es vielleicht nicht glauben, aber Jinja liegt direkt am Viktoriasee und ich habe ihn bis jetzt nur aus dem Flugzeug bei dem Anflug auf Entebbe gesehen. Nur um mich hier etwas zu verteidigen, es ist auch eher schwierig an den Nil beziehungsweise an den Viktoriasee zu kommen, denn wenn man hier große Parkanlagen wie am Main oder schöne  Strände wie in fast ganz Europa erwartet liegt man hier falsch. Die meisten Grundstücke sind im Privatbesitz von -Überraschung- meistens Weißen, die ein paar Monate im Jahr hier sind und dann den wunderschönen Blick auf den Nil genießen können. Aber natürlich gibt es die Stellen, wo man direkt an das Ufer des Viktoriasees gehen kann. Einer davon liegt hier in Jinja und ist die Anlegestelle für Fischer- und einige Transportboote für die nahliegenden Inseln.  Leider hat das auch zur Folge, dass es an einigen Stellen etwas unangenehm nach Fisch riecht, aber dafür sind sie gerade dabei einen Strand herzurichten. Also bis jetzt stehen da nur ein paar Bänke, auf denen man dann relativ großen Holzboote, die sehr, sehr viele Menschen zu den nahegelegenen Inseln transportieren und die von einem winzigen Außenboarder angetrieben werden, beobachten.
Danach ging es mit meinem Stadtführer Univerce (die Ugander haben teilweise so lustige Namen wie Angel oder Antuan) weiter  nach Masese. Das sind Slums, wobei ich den Begriff etwas irreführend finde. Also klar man erkennt, dass dort nicht die reichsten Leute wohnen, aber es sieht nicht so aus wie in den Filmen mit ganz vielen kleinen Wellblechhütten, die alle kreuz und quer stehen. Im Gegenteil es war vorher eine Soldatensiedlung oder so, auf jeden Fall steht alles voll mit gleichaussehenden Doppelhaushälften. So erinnert das auf den ersten Blick eher an eine Reihenhaussiedlung. Die allerdings schon sehr heruntergekommen ist und wo überall Müll herumliegt. Und wo man, wenn es regnet zum Teil gar nicht mehr langlaufen kann. Außer man hätte vielleicht Eisschuhe, deren Spikes man dann in den rutschigen Lehmboden rammen könnte, um  den Berg hochzukommen.
Aber das ist noch nicht das Ende der Jinja-Entdeckungstour. Am nächsten Tag bekamen wir Besuch von zwei Freiwilligen aus Kigali, der Hauptstadt Ruandas. Denen habe ich dann gleich die neugefundene Stelle am Viktoriasee gezeigt (erst drei Monate lang nichts und dann gleich an zwei Tagen hintereinander) sowie den Nil natürlich. Das Highlight erfolgte am nächsten Tag, wo die beiden, Yannick und ich zu den Itanda-Falls gefahren sind. Ursprünglich hatten wir hier auch Wasserfälle direkt vor der Haustür, aber durch zwei Staudämme sind die jetzt verschwunden. Was allerdings nicht heißt, dass es noch in vielen Reiseführern steht und sie sogar noch ausgeschildert sind. Und obwohl die Staudämme, die fast den ganzen Strombedarf Ugandas decken, in Laufentfernung liegen und  haben wir zu Hause ständig Stromausfall, aber die Freiwilligen im 80 Kilometer entfernten Kampala fast nie.
Nach einer fast einstündigen Bodafahrt durch viele Reisfelder und kleine Dörfer kamen wir an. Es stimmt tatsächlich, je weiter man ins Landesinnere fährt desto größer wird der Anteil der Häuser, die aus Lehm beziehungsweise Erde (obwohl das hier eigentlich das selbe ist).  Dort gab es sogar Küchen, die in Uganda meistens aus einem separaten Haus bestehen, die ganz klischeehaft runde Lehmhütten mit einem Strohdach waren. Was dann auch leider wieder typisch Uganda war, waren die Eintrittspreise für die Itanda-Falls. Ich persönlich habe kein großes Problem damit, wenn Touristen mehr für Nationalparks bezahlen. Leider war in diesem Fall die Unterscheidung in Tourist/Nicht-Tourist gleichzusetzten mit Weiß/Nicht-Weiß, aber daran hat man sich ja schon in vielen Fällen gewöhnt. Nicht aber an den Preisunterschied von 5000 und 50000, also 1,30 € und 13 €, selbst meine Arbeitserlaubnis hat nicht gezogen. Nichtsdestotrotz war es  sehr beeindruckend, wie die Wassermassen des Nils in mehreren Stufen in seiner ganzen Breite mehrere Meter in die Tiefe fallen. Und auch die Strudel, die so wirkten als wolle man nicht dort schwimmen gehen, waren vom Land aus betrachtet sehr schön.
Was natürlich auch nicht fehlen darf in einem Monat Uganda (so lange ist glaube ich nämlich schon fast der letzte Blogeintrag her) ist ein beziehungsweise zwei Besuche in Kampala. Dort haben wir nämlich das Fußballspiel Uganda vs. Kongo angeguckt - sogar ein Qualifikationsspiel für die nächste Weltmeisterschaft. Aber die wird, jedenfalls meinem großen fußballerischen Sachverstand nach, keine leichte Aufgabe. Und zwar für beide Mannschaften. Was allerdings das Spiel auch gleichzeitig wieder interessanter gemacht hat. Wenn dem Torwart der Ball durch die gegnerische Mannschaft fast locker zugespielt wurde und er trotzdem einen ganzen Meter danebengreift, gibt das nochmal einen besonderen Adrenalinkick. Was natürlich der Stimmung keinen Abbruch gab. Leider haben wir den vermutlichen Höhepunkt, das einzige Tor der Partie, verpasst, weil wir noch Karten kaufen mussten. Die gab es natürlich nicht am Eingang, sondern bei einer Tankstelle. Klar, kommt man drauf. Zwei von uns hatten aber dadurch die Ehre auf einem Polizeiauto mitfahren zu können, die sie zur Tankstelle gebracht haben. Ja, ihr habt richtig gehört, die Polizisten haben uns einfach so mitgenommen, damit wir möglichst schnell unsere Tickets bekommen. Und auch die Präposition war richtig gewählt, denn die Polizeiautos sind hier Pickup-Trucks auf denen hinten dann zwei Bänke, die seitlich nach außen zeigen befestigt sind. Dort sitzen dann meistens so ein halbes Dutzend Polizisten mit ihren Maschinengewehren, die dem ganzen immer eine sehr gemütliche Stimmung geben. Aber an den Anblick von Maschinengewehren habe ich mich schon fast gewöhnt, denn fast jeder Laden und sogar manche Häuser haben einen Securitydienst - ausgestattet natürlich mit Maschinengewehren. Zurück zum Fußballspiel: 1:0 für Uganda. Da war ich sehr froh, wenn auch nur zufällig, in den Nationalfarben Ugandas herumgelaufen zu sein. Noch dazu ein paar schwarze Striche auf den Armen, weil es vor dem Stadium unendlich viele Straßenverkäufer gab, die ihr Geld damit verdient haben, dir die ugandische Nationalflagge aufzumalen. Und schwarz war immer die Farbe, mit der sie ohne dass man es bemerkt hat begonnen haben, bevor man sie abwimmeln konnte, weil man schnell zum Spiel wollte.
Aber natürlich habe ich mir die Zeit nicht nur mit Besuchen von ugandischen Attraktionen vertrieben, sondern habe auch gearbeitet. Wobei sich da naturgemäß etwas der Alltag eingeschlichen hat, so dass es da nicht so viel aufregendes und neues zu berichten gibt. So langsam wird das aber mit der Schule, die ja gerade noch neu gebaut wird, sie fangen sogar schon an mit Verschönerungsarbeiten wie einem Garten. Sonst bereitet sich auch die ganze Schule auf die Eröffnung vor, also die Schüler lernen neue Lieder und die dazugehörigen Tänze, die dann zum Teil auch sehr zu meiner Erheiterung von den Lehrern in der Mittagspause aufgegriffen werden und die Baustelle wird an den Stellen, wo sie schon fertig ist, jeden Tag geputzt. Was allerdings nicht so auf Zustimmung in der Schülerschaft stößt. Menschen sind doch überall gleich

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