Ich mache Dinge, die ich mir nie zugetraut hätte


Also die letzten Wochen bin ich über mich hinausgewachsen. Besser gesagt ich habe Dinge getan, die ich nie von mir erwartet hätte. Nachdem ich zur Post in Kampala gegangen war - erfolglos, wer konnte auch wissen, dass die Post genau wie in Deutschland samstags nachmittags geschlossen hatte, habe ich mir erstmal auf dem Rückweg eine schon fertig aufgeschnittene Mango, schön in einer Plastiktüte, damit man sich auch ja nicht die Hände einsaut (sehr praktisch) für 25 Cent gekauft. Die Mango Saison geht los, ihr könnt euch jetzt also schon denken, wie mein Speiseplan für die nächsten Monate aussieht. Allerdings ist das natürlich noch nich das Erstaunliche. Ist ja nix Neues, dass ich sehr gerne das ein oder andere esse. Doch dorthin, wo ich hingelaufen bin danach, hättet ihr mir wahrscheinlich nicht zugetraut.
Im National Theatre in Kampala fand nämlich ein Tanzworkshop statt, dbei dem ich sogar aktiv mitgemacht habe. Man glaubt es kaum, allerdings kam mir der Tanzstil auch sehr zu gute. Es handelte sich nämlich um westugandische (ich vermute allerdings mal, dass diese sich nicht groß von den ostugandischen unterscheiden) Kriegstänze. Mit raschelden Baströcken für die Mädchen und Schellen an den Beinen für die Jungs ging es hautpsächlich darum möglichst viel Lärm zu machen. Also vergesst alle eleganten und anmutigen Bewegungen und stampft einfach nur so laut auf wie möglich. Das Ganze war natürlich stilecht durch Holztrommeln begleitet. Hat echt viel Spaß gemacht und wenn ich das über Tanzen sage, heißt das schon was.
Wer einen kleinen Eindruck davon bekommen möchte, hier ist ein Video. Ich habe mich natürlich vorrausschauend im Hintergrund aufgehalten https://www.facebook.com/bataloeast/videos/1105369319571193/
Am nächsten Tag bin ich dann zu einem Gehörlosen-Fußball-Turnier in Kampala gegangen. An dieser Stelle auch ein Nachtrag zu dem vorherigen Kampala-Besuch: Dort habe ich nämlich die Projekte der Kampala-Freiwilligen besucht und zwei von ihnen sind an der "School for the Deaf" (Gehörlosenschule). Die Kinder kamen sofort auf mich zugerannt und haben mich in lange Gespräche verwickelt. Allerdings waren sie zwar lang, aber nicht sonderlich ergiebig, was hauptsächlich an meinen fehlenden Gebärdensprachefähigkeiten lag. Immerhin einige wenige kann ich jetzt allerdings, neben einigen Buchstaben zum buchstabieren, wobei dort dann immer sehr große Lücken klaffen, wenn man nur zwei der fünf Buchstaben eines Wortes kann. Aber mit nonverbaler Kommunikation kann man auch sehr viel erreichen und schnell haben sich die Kinder auf meine Haare gestürzt und mir verschiedene Frisuren gemacht. Eine schöner als die andere. Und ich habe mittlerweile auch einen Gebärdennamen. Wenn ich lache, bildet sich anscheinend eine Falte an meiner Nase und diese wirkt dadurch spitzer, deswegen ist eine Handbewegung an der Nase jetzt mein Name. Interessant, was diese Kinder alles entdecken.
Auf jeden Fall war die Stimmung beim Fußballturnier, wo ein Freiwilliger auch mitgespielt hat, sehr surreal. Alle fiebern mit wie sonst was, auf dem Feld gibt es auch die ein oder andere Diskussion und am Spielfeldrand unterhalten sich alle, aber es ist - abgesehen von einigen Freudenschreien - still. Also ist ja selbstverständlich, aber die Stimmung ist trotzdem spürbar. Auch dort konnte ich mich dank sehr viel Geduld der Afrikaner bei meinen Buchstabierversuchen, Lippenlesen und Stift und Papier unterhalten. Es braucht einfach länger bis die Information dann bei dem Empfänger da ist, aber hier hat man ja alle Zeit der Welt, also ist das auch kein Problem. Und Til, der Freiwillige, und sein Team haben es übrigens bis ins Halbfinale geschafft, das jetzt am Wochenende stattfindet.
Um jetzt aber wieder auf das Anfangsthema zurückzukommen, ich, die es sogar schafft ein Auto dreimal nacheinander bei einer leichten Steigung abzuwürgen, habe es vollbracht das Zwischending aus Moped und Motorrad, was hier alle fahren, zu bedienen. Und das ganze ohne einen Unfall, was nicht heißen soll, dass ich das Ding immer in meiner vollen Kontrolle hatte. Also der Boda-Fahrer, der in diesem Fall mein Fahrlehrer war, musste gute Nerven haben und im Zweifelsfall auch schnell abspringen können. Aber wir haben es alle unbeschadet überlebt und mein Respekt gegenüber den Boda-Fahrern ist deutlich gestiegen. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie ich bei Regen und dem dann immer vorhanden sehr aufgeweichten Boden gefahren wäre. Da wäre einmal im Schlamm liegen drin gewesen. Mindestens.
Und auch diese Woche musste ich meinen ausgefeilten Wochenplan über Bord werfen. Langsam frage ich mich, wieso ich den überhaupt erstellt habe, ich habe mich auf jeden Fall noch kein einziges Mal ganz daran gehalten. Also planen und Afrika passt echt nicht sonderlich gut zusammen. Für mich war es diese Woche jedoch sehr erfreulich, weil die P 7 mal wieder Exams hatte und deswegen alle anderen Schüler schulfrei hatten. Das bedeutet natürlich auch, dass alle Ewaka Kids auch vormittags bei Ewaka sind und man deswegen viel mehr mit ihnen machen kann. Also gab es eine extra Einheit Schwimmunterricht, die natürlich wieder in einige Wasserschlachten und Sprungübungen der Kinder ausartete. Und - Trommelwirbel - zur Feier des Tages werde ich jetzt versuchen einige Bilder hochzuladen, sie sind allerdings sehr schwimmlastig

Veronica und Jodan - und nein, ich habe das r bei Jordan nicht vergessen

Ewaka Family

auf dem Weg zum Schwimmen

Katos Schwimmversuche, der kleine schwarze Punkt ist er, eine Milisekunde später war er ganz abgetaucht

dann lässt man sich lieber während des Schwimmens tragen

Ashraf


Kato ist einer der Mutigen, die man auch herumschmeißen kann

Gift und Jodan

und eine weitere Schwimmrunde auf meinem Rücken

wie viele Kinder können sich an einer Person festklammern


Ashraf in einer leicht zu großen Hose

Mystica und ich versuchen uns vor dem Wasser spritzenden Jodan zu retten

diesmal richtige Schwimmübungen



Veronica, Akello, Mystica und Jodan

Calvin erschöpft nach dem Schwimmen

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