Nyege Nyege

Die Überschrift ist ausnahmsweise kein Rechtschreibfehler meinerseits, sondern ein Festival, was letztes Wochenende hier in Jinja stattfand. Übersetzt heißt es so etwas wie THE FEELING OF A SUDDEN UNCONTROLLABLE URGE TO MOVE, SHAKE OR DANCE. Ihr merkt vielleicht wieso meine Versuche, die lokale Sprache wenigstens ein bisschen zu lernen, scheitern. Mein Gehirn schafft es sich nur die lustigen Wörter zu merken, die allerdings nicht ganz deckungsgleich mit den wichtigsten sind. „Fufu“ heißt zum Beispiel Staub und „ninji“ viel - bei Gesprächen sorgt „Ninja“ allerdings auch immerhin für sehr viel Lachen.

Auf dem Festival war ich, auch mittlerweile bekannt als „der deutsche Stock“, neben vielen anderen Afrikanern, die jeden Tanzstil bis zur Perfektion beherrschen. Also es ist ganz normal, wenn nach und nach die abartigsten Breakdance-Figuren oder eines jeglichen anderen Tanzstils vorgeführt werden. Und jeder - wirklich jeder - kann aus deutscher Sicht sehr gut tanzen, was sich unter Alkoholeinfluss noch einmal - nennen wir es mal - intensiviert. Neben vielen internationalen Künstlern war auch gefühlt die ganze ostafrikanische Tanz- und Musikszene vertreten.
Mein "Lächeln" gefühlt 3 Sekunden nach dem Aufstehen
Unter anderem waren auch die Freiwilligen aus Kampala inklusive zwei Freunde, die sie in einem Tanzprojekt kennengelernt hatten, bei uns zu Gast. „Full house“, wenig bis gar kein Essen mehr und sehr wenig Schlaf beschreibt die Situation wohl am besten. Aber allein schon die Location des Nyege Nyege hat alles wieder wett gemacht: Direkt am Nil auf dem Gelände eines schicken Hotels mit etwas Regenwald-Feeling. So waren wir sogar auf dem Festival im Nil schwimmen und in diesem Moment war ich echt froh, einigermaßen schwimmen zu können. Obwohl es wirklich überhaupt nicht so aussah, war die Strömung so stark, dass man praktisch nicht gegen sie angekommen ist. Aber nach dem ersten Schock haben wir dann doch alle sicher die rettende Insel im Nil erreicht.
In der Schule hingegen hat sich alles etwas beruhigt. In meinem letzten Blogeintrag hatte ich ja geschrieben, dass gerade Exams sind. Diese wurden jetzt von den Lehrern korrigiert und es wurde etwas im Unklaren gehalten, ob die Schüler währenddessen kommen mussten oder nicht. Die Schüler, die da waren, haben sich aber sehr über die Beschäftigung unsererseits gefreut. Und dank der kleineren Gruppen konnte man sich viel besser mit den Kindern beschäftigen, also Seil springen oder das ein oder andere Klatschspiel aus meiner Grundschulzeit machen. Oder zumindest versuchen mit den Kindern ein Gespräch auf Englisch zu führen. Wobei bei manchen das Englisch schon wirklich so gut ist, dass sie ohne Probleme über ihre Familie oder Wünsche für die Zukunft reden können. 
Abgeschlossen wurde die Woche mit einer Ehrung der besonders guten Schüler, die jeder einzeln nach vorne gerufen wurden begleitet von dem obligatorischen Klatschen. Das beeindruckenste war jedoch das Niedermachen einer ganzen Klasse inklusive dazugehörigen Lehrer durch eine andere Lehrerin für mindestens eine halbe Stunde. Danach wurden wir, die Freiwilligen, aufgerufen den Kindern einen elterlichen Rat zu geben. Zum Glück übernahm das eine der anderen Freiwilligen, die für zwei Wochen nur da waren. Es klang ein bisschen wie der Anfang eines Witzes: Treffen sich zwei Deutsche und zwei Israeliten in Uganda...
Durch diverse Abstimmungsschwierigkeiten - ich weiß immer noch nicht, wie man eine Absprache mit einem Afrikaner treffen soll, so dass beide wirklich damit einverstanden sind und sich beide daran halten - haben wir dann in der ersten Ferienwoche kein Ferienprogramm in der Woche gemacht. So waren wir eine Woche "nur" bei Ewaka, dem Kinderheim und unserem Zweitprojekt, was aber auch sehr schön war, denn so hatten wir viel Zeit, uns mit den Kindern zu beschäftigen und kleine Aktionen zu starten. Zum Beispiel waren wir einen Tag lang im Nil schwimmen und haben versucht den Kindern ein bisschen mehr schwimmen beizubringen. Zum Teil haben sie das nämlich schon durch unsere Vorfreiwilligen gelernt. Nach ein paar Stunden durchgängigem Schwimmens, sehr viel Lachen und Spaß, erwartete uns Weiße natürlich ein Sonnenbrand und aber auch ein sehr leckeres Essen bei Ewaka. An einem anderen Tag hatten wir einen Filmabend und haben uns Zootopia angeschaut.
Am Freitag erwartete uns dann leider eine negative Nachricht, zwei weitere Kinder hatten wieder hohes Fieber. Also stand Anna und mir ein Tag im Krankenhaus bevor. Nachdem ich die 20 Kilo schwere, schlafende Mystica (sie wurde im Krankenhaus gewogen) für eine halbe Stunde getragen hatte, stellte sie sich raus, dass sie Malaria. Mittlerweile haben wir den Kindern zum Glück ein Moskitonetz gekauft, also sollte das anders als zuletzt nicht mehr an der Tagesordnung sein. Vorher mussten sie sich allerdings noch ihre besten Sachen anziehen und tatsächlich unterschied sich der Wartesaal und die afrikanische Hochzeit zumindest klamottentechnisch nicht. Trotz unserer Alltagsbekleidung werde ich das Gefühl nicht los, dass wir wieder einmal bevorzugt behandelt wurden. Unsere Wartezeit belief sich gerade mal auf eine viertel Stunde, und die Menschen, die bei unserer Ankunft schon dort saßen, saßen am Schluss immer noch da.
Am Schluss noch eine kleine Anekdote: Gestern dachte ich, an unserem Haus würde einfach wieder ein sehr großer Laster, die eigentlich auch immer überladen sind, vorbei fahren. Aber als es nach ein paar Sekunden noch stärker wurde und sich unser ganzes Sofa angefangen hat zu bewegen, unser Türgitter auch noch wackelte und auch die Wände angefangen haben, zu vibrieren, realisierte ich langsam, dass das ein Erdbeben sein musste. Jetzt weiß ich auch, dass Uganda zumindest in einem "schwachen" Erdbebengebiet liegt.
PS: Übrigens hatte ich diesen Post schon am Montag fertig, allerdings hatte ich mal das Ziel, ein paar Bilder hinzuzufügen. Wie ihr seht hat das super geklappt und ich habe es jetzt nach mehreren Versuchen eingestellt, weil unser Internet zu schlecht ist.... 

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