Ewaka und Kampala

Ich glaube, am Ende meines Jahres habe ich hier ungefähr drei Schuhe durchgelaufen. Denn seit nun drei Wochen laufe ich immer zu meinen Projekten und letzte Woche kamen da an die zweieinhalb Stunden zusammen. Zum Glück waren wir am Wochenende im Kampala, der Hauptstadt, wo es neben unglaublich vielen gebrauchten Klamotten auf dem unübersichtlichsten Markt der Welt auch Schuhe gibt. Ich werde jedoch niemals in der Lage sein, diesen Stand jemals wieder zu finden. Ich bin ja schon froh, dass ich mittlerweile wenigstens den Weg vom Supermarkt zum Markt in Jinja kenne.
Aber ich fange mal lieber von vorne an. Ab Montag sollten wir dann doch ein Ferienprogramm in unserer Schule machen, nachdem letzte Woche kein einziger Schüler gekommen ist. Aber dort angekommen, erfuhren wir, dass gerade Feiertag ist. Und ich hatte mich auf dem Weg noch gewundert, wieso ich auf einmal so vielen Leuten in Festtagskleidung begegnete und alle muslimischen Frauen ein Kopftuch trugen.
Aber die Zeit in Ewaka haben wir ebenfalls genutzt und sind nochmal mit den Kids schwimmen gegangen. Und ab Dienstag hatten wir dann auch wieder Ferienprogramm, wo allerdings auch sehr viel unterrichtet wurde. Die Kinder, die nicht da waren (sehr viele arbeiten gerade auf den Feldern - also kleinste Kinder mit schwerem Gerät ist hier etwas vollkommen normales), hatten halt Pech. Offiziell ist es sogar verboten. Unsere Spiele waren natürlich von diesem Verbot ausgenommen und die Kinder haben sich auch sehr über die Abwechslung gefreut. Auch die israelische Freiwillige hat noch sehr viel mit den Kindern gemacht.
Den Nachmittag habe ich dann immer bei Ewaka verbracht und haben die unterschiedlichsten Dinge mit ihnen unternommen. Mit dabei war natürlich auch einmal wieder schwimmen gehen  -mindestens jeden zweiten Tag kriege ich dazu eine Anfrage. Außerdem haben wir noch ein Filmeabend veranstaltet und mit den Großen haben wir noch ein Ausflug nach Jinja gemacht. Ich glaube am aufregendsten war die Fahrt auf den Bodas, den Motorradtaxis, nach Jinja. Immer wenn zum Beispiel Shadia und Tracy an uns vorbei gefahren sind haben wir uns abgeklatscht.
Dann haben wir noch einen Breakdancer zu Ewaka eingeladen, der jetzt wahrscheinlich sogar jede Woche kommt. Seine Arbeit zeigt schon erst Früchte, denn die Kids fangen jetzt sobald die richtige Musik läuft sofort mit dem Tanzen an und machen Sachen, wo ich wahrscheinlich aussehen würde wie eine besoffene Krake.
Hier ist übrigens gerade Regenzeit, das bedeutet es regnet fast jeden Tag. Allerdings heißt hier Regen nicht ein leichter Nieselregen wie in Deutschland, sondern es artet immer in einen Schauer aus, so dass man denkt, die Häuser stürzten gleich ein. Und diese Schauer können von einer halben Stunde bis zu drei Stunden gehen. Genau das passierte uns natürlich auch am Freitag als wir nach Kampala wollten. Keine zehn Minuten nach unserem Aufbruch aus Ewaka fängt es an zu schütten und eine Familie lud uns in ihr Haus ein, in dem wir dankbar eine Stunde blieben. Das Problem ist nur, dass danach der Boden nicht mehr von nassem Lehm zu unterscheiden ist. Deswegen am besten Schuhe aus, versuchen den Zentimeter tiefen Bächen auszuweichen und möglichst nicht ausrutschen.
Mit etwas Verspätung auf ins Matatu, die Kleinbusse, in denen meine Beine keinen Zentimeter länger sein dürften, und ab nach Kampala.
Und dort wurden wir in dem Großstadt-Gewusel (Endlich!) von Tessa, einer Freiwilligen, die in Kampala wohnt, mit den Worten "Meret, du bist echt braun geworden! Oder ist das nur der Jinja-dreck?" (in diesem Fall war es tatsächlich meine Hautfarbe, aber dadurch das in Buwenda bzw. Bujagali, wo ich lebe, nichts geteert ist, nehmen meine Haare zum Beispiel langsam einen Rotton an) empfangen. Allerdings ist es mir immer noch ein Rätsel, wie wir uns gefunden haben und vor allem, wie uns nichts geklaut wurde mitten in Downtown. Nachdem wir unsere Sachen abgeladen haben, ging es auf Wunsch von gewissen Hähnchen- bzw KFC-Junkies gleich los zum KFC. Das beste waren jedoch die Gesichter von zwei von den Ewaka-Kids, die mitgefahren waren, weil sie in Kampala selbstgemachte Sandalen verkauft haben, als sie sich ihr Gericht aussuchen sollten. Wir haben uns dann letztlich für sie entschieden, und wie man die ganzen Verpackungen öffnet haben sie auch relativ schnell verstanden. Fast food Läden haben hier wirklich das umgekehrte Image verglichen mit Deutschland. Neben uns wurde der Geburtstag einer offensichtlich wohlhabenden Familie gefeiert. Nach dem KFC ging es aber gleich zu unserem eigentlichen Ziel, dem Bayimba Festival.
Am nächsten Tag haben wir es sogar gewagt, wieder nach Downtown zu fahren, um dort den Markt zu besuchen, wo ich mir allerdings nichts gekauft habe. Aber es war sehr lustig, den Verkäufer über den ganzen Markt Rennen zu sehen, weil er versucht hat, den Schuh in der richtigen Größe zu bekommen, was er allerdings nicht geschafft hat. Das System ist alles in allem nicht effektiv, aber ich bewundere schon alle Leute, die sich überhaupt in diesem Markt zurecht finden.
Es gab auf jeden Fall danach aber super lecker essen, was so aussah, als würde es für die doppelte Menge an Perosnen
reichen, am Ende dann aber doch zu überraschend großen Teilen aufgegessen wurde. Den Abend haben wir dann wieder auf dem Festival mit viel Musik und Tanzperfomances verbracht.
Nachdem wir alle mehr oder weniger ausgeschlafen am nächsten Morgen Pfannkuchen mit frischer (!) Milch - wir haben keinen Kühlschrank in Jinja, deswegen sieht es damit mau aus, aber wir haben immerhin Licht seit heute :) - gegessen haben und einem weiteren Mittagsschlaf ging es zurück nach Jinja. Und gleich auf der Rückfahrt mit dem Boda wurden meine noch sauberen Kampala-Klamotten binnen Sekunden wieder dreckig... :)

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